Clevere Mobilitäts-Apps

Wie können Unternehmen ihre Mobilität nachhaltig gestalten?

Einen spannenden Einblick dazu gab Maik Lindemann von DMG Mori zu Beginn des 5. BIE-mobil Nezwerktreffens. Er ist u. a. für den Bereich „Mobility“ zuständig und verantwortet mit seinem Team das Fuhrpark-Management des deutsch-japanischen Unternehmens.

DMG MORI fördert beispielsweise Fahrgemeinschaften der Mitarbeitenden, die sich auf zur Verfügung gestellte E-Autos aus dem Pool bewerben können. Ob Arbeitsweg oder Dienstfahrten – beim Thema E-Mobilität ist es wichtig, seinen Bedarf zu kennen. Eine Software unterstützt dabei, wie auch eine Ladeinfrastruktur. Bereits 2013 wurde die erste Ladesäule installiert und seither investiert das Unternehmen kontinuierlich in diesem Bereich. „Wir versuchen, Synergien mit benachbarten Firmen zu schaffen“, berichtet Maik Lindemann, „denn alle sind mit diesem Thema
befasst.“ 

Das kann Knut Petersen von EcoLibro nur bestätigen. Das Unternehmen für strategische und operative Mobilitätsberatung unterstützt u. a. die Stadt Bielefeld und die Stadtwerke Gruppe auf ihrem Weg zu mehr
Nachhaltigkeit in Sachen Mobilität und ist von der WEGE beauftragt, die BIE-mobil Netzwerktreffen zu begleiten. Erfreuliches ist zu vermelden. So konnte der Umweltbetrieb der Stadt Bielefeld bereits die Hälfte seines
Fuhrparks auf E-Mobilität umstellen. 350 Busse von moBiel werden bereits elektrisch betrieben – ein Bereich, der weiter ausgebaut werden soll. Eine Erhöhung der Kapazitäten scheitert derzeit daran, dass die gewünschten
Fahrzeuge nicht verfügbar seien.

Mitfahrer*innen gesucht


Klar ist: Ein 1:1-Umstieg von Verbrennern auf Elektromobilität ist nicht die Lösung. Neben dem Umstieg auf das Rad, Bahn, ÖPNV kann eine clevere Organisation von Fahrgemeinschaften helfen, den Verkehr zu reduzieren.

Yvonne Wanner von twogo stellt eine cloudbasierte smarte Mitfahrlösung vor. „Meist sind die Pkw mit nur einer Person besetzt“, führt die Projektmanagerin aus und sieht in organisierten Fahrgemeinschaften viel Potenzial, Verkehr und Parkflächen zu reduzieren, den Klimaschutz zu fördern und die CSR von Unternehmen zu stärken. „Das Ziel der App ist es, betriebliche Mobilität für alle erlebbar zu machen“, sagt Yvonne Wanger. Einfach auf der Website registrieren, die App kostenfrei herunterladen, Termine im Outlook-Kalender verwalten, Daten, Uhrzeiten und Fahrten – auch etwaige Umwege, die in Kauf genommen werden – anlegen und auf die automatisierten Treffer warten.

Für Unternehmen hält twogo allerlei komfortable Lösungen bereit. So kann das Corporate Design im Sinne der CI eingepflegt oder weitere Firmenstandorte eingepflegt werden. Mittels zusätzlicher Funktionen werden u. a. alternative Routen oder der Fußweg zu einer Buslinie samt interaktiver Fahrpläne angezeigt. Auch eine Verwaltung der Pool-Fahrzeuge ist über die App möglich. „Gamefication spielt auch eine Rolle“, so Yvonne Wanner. „Durch ein Punktesystem, das das eingesparte CO2 berechnet, können die Mitarbeitenden in einen Wettbewerb treten.“ Die App entspricht der DSGVO, ist ISO-zertifiziert und TÜV-geprüft. Eine monatliche Statistik gibt Auskunft über die Nutzung der App.

In puncto Weiterentwicklung stehen vier große Zusatzfunktionen auf der Agenda von twogo: Ein Chat soll die Kommunikation zwischen Fahrer*in und Mitfahrenden vereinfachen. Mittels einer Bewertungsfunktion können Mitfahrende Aspekte wie Pünktlichkeit, Sauberkeit etc. bewerten – und auch bestimmte Personen blocken, ohne dass es den Betreffenden angezeigt wird. Die Einrichtung eines Bezahlsystems via PayPal soll den Vorgang vereinfachen. Letztlich ist es aber eine Angelegenheit von Fahrer*in und Mitfahrer*in, ob und wie eine Bezahlung aussehen soll. Das kann auch der Kaffee in der Kantine sein. Außerdem soll künftig die Möglichkeit geschaffen werden, einen Parkplatz zu buchen. Fahrgemeinschaften kann somit von Unternehmensseite ein Parkplatz automatisch zugewiesen werden. Das sorgt für einen stressfreien Start in den Arbeitstag.  

Clever kombinieren


Dienstreisen sind bei vielen Unternehmen ein Emissionstreiber. Die App CleverRoute von EcoLibro kombiniert alle sinnvollen Verkehrsmittel, um Ziele innerhalb Deutschlands zu erreichen. Egal ob Pkw, E-Auto, Rad, Pedelec, Faltrad, Deutsche Bahn, ÖPNV oder zu Fuß. Wer Ausgangspunkt und Ziel eingibt, bekommt alle verschiedenen Möglichkeiten angezeigt – samt Karte, Dauer und gegebenenfalls zurückgelegte Schritte oder Tritte, wenn man mit dem Rad unterwegs ist. „Wenn man beispielsweise Geschäftspartner einladen möchte, kann man schon die entsprechenden Daten hinterlegen, die URL kopieren und in die Einladung einpflegen“ skizziert Michael Schramek einige Vorzüge der App. „Der Gast muss seine Daten nicht mehr neu eingeben, sondern sich nur noch für eine Variante der verschiedenen Anreisemöglichkeiten entscheiden.“ Tools zur Bildung von Fahrgemeinschaften wie twogo lassen sich integrieren, ebenso wie etwaige Shuttle-Busservices, Pool-Räder oder -Fahrzeuge. Im eigenen Profil kann zum Beispiel hinterlegt werden, ob man ein Job-Ticket besitzt oder vielleicht keinen Führerschein hat, um passgenaue Anfahrtsmöglichkeiten zu erhalten. Kosten von etwa 3.000 bis 4.000 Euro fallen für Unternehmen einmal für die Einrichtung an, danach sind es monatlich unter 10 Euro pro Firma.

Um Kombinationsmöglichkeiten geht es auch bei der neuen App der moBiel GmbH. Für die Tochter der Stadtwerke Gruppe stellten Anna Bode und Sarah Leffers die neue moBiel YOU-App vor. Hierüber sollen künftig alle Mobilitätsangebote abgebildet werden: der Roller Alma, Anton (Kleinbus auf Zuruf in Sennestadt und Jöllenbeck), die Siggi-Räder, die Tier E-Scooter und ab Herbst Pedelecs und natürlich die Fahrplanauskunft von Bussen und StadtBahn. Auch das Ticketing soll über die App abgewickelt werden. Die Preisgestaltung soll einfacher und attraktiver werden, zum Beispiel mit der Abrechnung nach Luftlinie einer gewünschten Strecke. Ganz nach dem Motto Check in/Check out. Bezahlt werden nur die gefahrenen Kilometer. „Nach wie vor ist ein Abo die beste Flat, die man haben kann“, lacht Anna Bode. Und Kunden, die ein bestehendes Abo haben, müssen wegen der temporären Einführung des 9-Euro-Tickets nicht kündigen. „Wir buchen in den entsprechenden Monaten selbstverständlich auch nur neun Euro ab“, sagt Sarah Leffers. Mit der YOU-App gibt es künftig ein einziges Benutzer-Konto – und damit nur ein Passwort – für alle Mobilitätsangebote der Stadtwerke-Tochter. So können alle zur Verfügung stehenden Verkehrsangebote so genutzt werden, wie es gerade am besten passt.

Und wer verschiedene Angebote zunächst ausprobieren möchte, der nutzt die Mobilitäts-Testwochen, die die IHK Ostwestfalen zu Bielefeld ihren Mitgliedsunternehmen im Zeitraum Mai bis September 2022 anbietet. „Durch die Kooperation mit verschiedenen Partnern können wir unterschiedliche Bausteine anbieten“, skizziert Daniela Becker von der IHK das Angebot. Die Stadtwerke beraten zum Thema Ladeinfrastruktur, der CarSharing-Partner cambio Bielefeld zeigt Möglichkeiten in Sachen Mobilitätsmix auf, Autohäuser aus der Region stellen E- und Hybrid-Fahrzeuge zum Testen zur Verfügung und verschiedene Dienstleister auf zwei Rädern sind mit E-Bikes, Pedelecs und Lastenräder am Start. moBiel bietet einen Monat lang das FirmenAbo im WestfalenTarif kostenfrei zur Verfügung und die Stadtwerke informieren über das öffentliche Laden mit der eCharge-App. Mitgliedsunternehmen können sich mit ihren Wünschen an die IHK wenden, die das weitere Prozedere koordiniert. Außerdem bietet die IHK ab September 2022 einen Zertifikatslehrgang „Betrieblicher Mobilitätsmanager (w/m/d)“ an. Anmeldung und Infos gibt es im zentralen Netzwerkbüro BMM.NRW unter www.ihk-bmm.nrw

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