Sustainable Entrepreneurship

Von Anfang an besser


Ob nachhaltige Geschäftsidee oder konsequent CSR-orientierte Unternehmensführung – Sustainable Entrepreneurs stehen für innovatives nachhaltiges Wirtschaften – bereits ab der Gründung. Dass nachhaltiges Wirtschaften in Bielefeld Gewicht und auch ein Gesicht hat, machte die WEGE mbH zusammen mit dem CSR-Kompetenzzentrum OWL im Fachforum für Sustainable Entrepreneurship deutlich. Unter der Überschrift „Von Anfang an besser“ präsentierten sich nachhaltige Startups und junge Unternehmen aus Bielefeld im Harms Markt und waren im Pioneers Club Teil des Fachforums.

Keynote-Speakerin Prof. Dr. Nadine Pratt, FOM Hochschule für Oekonomie und Management, lieferte mit ihrem Vortrag „Sustainable Entrepreneurship im Kontext von Mega-Trends und Spannungsfeldern“ wertvolle Impulse und Inspirationen fürs eigene Gründen. Die anschließende Talkrunde unter Leitung von Hanna Drabon, WEGE mbH, und Simon Gröger, vom CSR-Kompetenzzentrum OWL, sorgte für handfeste Ein- und Ausblicke in die erfolgreiche Bielefelder Gründerszene. „Startups und junge Unternehmen setzen nachhaltiges und klimaneutrales Wirtschaften ganz oben auf ihre Agenda. Sie richten ihr Kerngeschäft und ihre Strategie darauf auf und zugleich Impulsgeber und Treiber für mehr Sustainability in etablierten Unternehmen“, so Brigitte Meier, Prokuristin der WEGE mbH.

In der Region liegt viel unternehmerisches Potential. Eine Zukunftsaufgabe ist es jedoch, nachhaltige Ideen aus der Region voranzutreiben und gleichzeitig soziale wie ökonomische Aspekte mitzudenken und einzubeziehen. „Das Spannende an dem Thema Nachhaltigkeit und Wirtschaft ist, dass sich die Themenfelder konfliktär gegenüberstehen“, erklärt Prof. Dr Nadine Pratt gleich zum Auftakt ihres Vortrags. Sie macht aber auch sofort deutlich, dass Spannungsfelder großes Potenzial mit sich bringen. „Wenn es gelingt, Synergien zu heben, können Innovationen und damit auch neue Businessmodelle entstehen.“ Die Frage, wie sich die Spannungsfelder „Soziales“, „Ökologie“ und „Ökonomie“ für Gründer*innen im Bereich Sustainable Business managen lassen, ist für sie interessant.

17 Sustainable Goals

Wie komplex das Thema Nachhaltigkeit ist, lässt sich auch an den17 Sustainable Goals festmachen, die die UN deklariert hat, um die nachhaltige Entwicklung sicherzustellen. Auch hier macht die Expertin bei den allein 169 Zielvorgaben Spannungsfelder aus. Beispielhaft nennt sie „nachhaltige Städte“ und das „Leben an Land“. „Man hat zwei Ziele oder Größen, aber das eine Ziel kann nur zu Lasten des anderen Ziels verbessert werden“, erklärt sie die Trade-Off Problematik und schlussfolgert: „Bei jedem Trend entsteht auch ein Gegentrend.“ Doch statt auf ein Entweder-oder zu setzen, lenkt sie den Fokus auf das Potenzial, dass sich durch Spannungsfelder wie Globalisierung und (Neo)Nationalismus oder Hyperkonsum und Achtsamkeit/ Detox ergibt. „Das sind wir nicht gewohnt. Aber diese paradoxe Denkweise sorgt dafür, dass ein dynamisches Gleichgewicht zwischen den Polen entsteht“, macht Nadine Pratt deutlich. Führungspersönlichkeiten, die dieses paradoxe Mindset haben, weisen u. a. eine hohe Abiguitätstoleranz auf, sind offener für neue Erfahrungen und sehen Spannungsfelder als Herausforderung. „Den Wettbewerb um knappe Ressourcen verlagern solche Führungspersönlichkeiten zum Beispiel und bilden Partnerschaften“, so Nadine Pratt.

Polarity Mapping als hilfreiches Tool

Um herauszufinden, wie Synergieeffekte entstehen, empfiehlt die Wirtschaftswissenschaftlerin das Polarity Mapping. Mithilfe des sogenannten Infinity Loops wird auch optisch deutlich, wie dies im bei den konträr besetzen Polen Profit und Purpose aussieht. „Wer verstanden hat, wie sich Dynamiken entwickeln kann dies auf andere Polaritäten, wie Wettbewerb und Kooperation, idealistisch und realistisch, Innovation und Effizienz, Qualität und Kosten oder Investoren und Stakeholder übertragen“, so Nadine Pratt, die die Gründer*innen auffordert, die Augen aufzumachen und genau hinzuschauen, wo sie stehen. „Sustainable Startups sollten versuchen, ein dynamisches Gleichgewicht herzustellen. Auf das sie als Raketen gut starten und hochgehen!“

Talk der Sustainable Entrepreneurs

Im anschließenden Talk stellten Max von Sandrart, Gründer von plantgreen, Jessie Woelke, Co-Gründerin von No Planet B und André Holthusen, Gründer von Notium GbR, ihre nachhaltigen Businessmodelle vor. Plantgreen setzt auf Naturkapitel und hat eine Handelsplattform für Ausgleich- & Ersatzmaßnahmen im Baubereich sowie für Ökopunkte etabliert. No Planet B, eine Naturkosmetikmarke, die Unkräuter, Altplastik und Aussortiertes aus der Lebensmittelindustrie in den Mittelpunkt rückt, hat es bereits in die Regale der dm-drogerie geschafft. „Wir wollen der Verschwendung im Bereich Kosmetik ein Ende machen“, so Jessie Woelke. André Holthusen tritt wiederum mit Notium dem Papierverbrauch in der Pflege entgegen. „Dies ermöglicht unsere App, die den Kreislauf von der digitalen Patientenakte bis zur Abrechnung abdeckt“, so der Gründer. „Und wir kümmern uns um das ‚Humankapital‘“, erklärt Dominik Gross, Geschäftsführer der Founders Foundation. Die Founders Foundation ist das Fitnessstudio für Gründer*innen. Wir empowern sie Schritt für Schritt an ihrem Startup zu arbeiten, um daraus eine Rakete zu machen. Denn um aus nachhaltigen Ideen ein Businessmodell zu machen, braucht es Unterstützung. „Die finden wir in den Menschen, die uns begleiten“, so Jessie Woelke auch mit Blick auf den Pioneers Club und Kevin Pamann, den Geschäftsführer. „Für uns war es perfekt in ein Netzwerk einzusteigen.“ „Es braucht Menschen, die den Weg mit einem gehen und dabei unterstützen, das eigene Vorhaben und Tun zu reflektieren“, findet auch Max von Sandrart. Die passende Bühne lieferte plantgreen die Founders Foundation.

Unter der Überschrift „and what about money“ ging es schließlich mit Falk Adelhardt, Firmenkundenbetreuer bei der Volksbank BI-GT, Stephan Jacquemot, Director Founders Education bei der Founders Foundation, Prof. Dr. Tim Kampe, Fachbereich Wirtschaft an der FH Bielefeld und Carla Ströher, Gründerin von Pure U Cosmetics um das Finanzielle. Denn zum Wachsen braucht es neben Ideen und Visionen Geld. „Mit unserem Startup, wir sind organisch gut gewachsen, sind wir jetzt an dem Punkt angekommen, wo es für Investoren und Business Angel attraktiv ist, in ein nachhaltiges Unternehmen zu investieren“, so Carla Ströher, die mit Pure U Cosmetics nachhaltiges, veganes und tierversuchsfreies Make-up anbietet. „Doch unser Anspruch ist es, unserer DNA treu zu bleiben.“

Welche Optionen die FH Bielefeld Gründerinnen bietet, erklärt Prof. Dr. Tim Kampe und verweist auf das Gründerstipendium NRW. „Das Gründerstipendium ist ein niedrigschwelliges Angebot, das wir in Kooperation mit IHK und Handwerkskammer in der Vor- und Gründungsphase vergeben und die Gründer*innen dann ins Ecosystem entlassen. Dafür haben wir aber schon für die Grundbesohlung mit betriebswirtschaftlichem Know-how bis hin zum Businessplan gesorgt. Als Hochschule agieren wir nämlich nicht nur im Bereich Forschung und Lehre, auch der Transfer in die Gesellschaft ist eine unserer Aufgaben.“

Nach außen gehen und Möglichkeiten aufzeigen, ist auch ein Anliegen der Volksbank BI-GT. Sie investiert in Startups, aber auch in das Thema Nachhaltigkeit. „Wir haben einen eigenen Nachhaltigkeitsfonds und u.a. mit der Fynn Academy zwei Ausgründungen“, erklärt Falk Adelhardt, Firmenkundenbetreuer bei der Volksbank BI-GT, der den Bielefelder Startups signalisiert, dass die Volksbank als Ansprechpartner zur Verfügung steht. „Auch, wenn der Businessplan gerade erst entwickelt wird – ich steige auch bei den Planzahlen ein.“ Um substantielle Beträge, die in nachhaltige Startups fließen, geht es dagegen Stephan Jacquemot, Director Founders Education bei der Founders Foundation. 350 Mio. Euro umfasst der Investmentfonds. „Nachhaltige Ideen, die keine Marge generieren, sind allerdings Spendenprojekte“, so Stephan Jacquemot. Welches Problem gibt es am Markt und ist die gewählte Lösung die richtige, ist für ihn eine Kernfrage auch wenn es um nachhaltige Businessmodelle geht. Gleichzeitig richtet er den Fokus auf das Team jedes Startups. „Wir gucken uns die Teams genau an und analysieren diese. Das Führungspotential muss da sein, denn nur Topleute schaffen es, die Achterbahnfahrt einer Gründung zu überstehen.“ Das gilt auch für Sustainable Entrepreneurship. Auch wenn Nachhaltigkeit neben Digitalisierung der andere Megatrend der Zukunft ist.

Tipp

Die WEGE bietet seit diesem Jahr das Bielefelder Startup-Paket an. Das Förderprogramm richtet sich an Gründer*innen mit einer innovativen Geschäfstidee – ganze drei Jahre werden diese mit einem Mietzuschuss und einem Partnerprogramm unterstützt. Erfahren Sie hier mehr >

Neueste Beiträge