Urban Air Mobility

Urban Air Mobility - die Mobilität von morgen

Mit dem Flugtaxi zum Geschäfts-Termin, Ersatzteilbeschaffung und Kundenbelieferung per Drohne – was futuristisch klingt, ist längst mehr als eine Vision. Zahlreiche Forschungsinstitute beschäftigen sich intensiv mit neuen Luftmobilitätskonzepten und der Aktionsplan der Bundesregierung für unbemannte Luftfahrtsysteme und innovative Luftfahrtkonzepte ist auf den Weg gebracht. Internationale Studien prognostizieren der
„Senkrechtstarter-Branche“ rund um die Ausweitung städtischer Transportsysteme in den Luftraum ein rasantes Wachstum.

Was ist also der Status Quo? Welche Chancen ergeben sich daraus für Mensch und Wirtschaft? Und ist der Mittelstand schon bereit, auf die neue Urban Air Mobility zu setzen?

Das neue Flugzeitalter

Die fortschreitende Digitalisierung, neue Werkstoffe und innovative Antriebskonzepte machen möglich, was als Urban Air Mobility Eingang in den Sprachgebrauch gefunden hat: Neuartige Konzepte für den urbanen Transport auf dem Luftweg. Darunter fallen sowohl unbemannte Luftfahrtsysteme als auch Personentransportsysteme.
Drohnen und Flugtaxis erobern Schritt für Schritt den Luftraum, der auch als die „dritte Dimension“ bezeichnet wird. Im Zentrum stehen dabei elektrisch senkrecht startende und landende Luftfahrzeuge, kurz eVTOL für electric vertical take-off and landing vehicle.

Expert*innen gehen davon aus, dass sich der Einsatz kommerzieller Flugtaxis bis zum Jahr 2050 auf weltweit 160.000 Stück steigern wird. Die Einnahmen der Urban Air Mobility-Industrie werden sich zu diesem Zeitpunkt weltweit auf schätzungsweise fast 90 Milliarden US-Dollar jährlich belaufen. Die Corona-Krise scheint das Wachstum der Branche bisher nicht gebremst zu haben.

Der Urban Air Mobility-Markt wird Prognosen zufolge im Personenverkehr von drei Einsatzbereichen dominiert werden. Kenner*innen der Branche sehen die Schwerpunkte bei intra- und interstädtischen Verbindungen sowie Flughafen-Shuttle-Strecken, die allesamt von autonom fliegenden Flugtaxis zurückgelegt werden. City-Taxis stellen dabei ein On-Demand-Angebot dar, das spontan und flexibel genutzt werden kann und einen Radius von rund 15-50 km bedient. Ähnliche Distanzen werden auch Flughafen-Taxis auf ihren Shuttle-Strecken zwischen Flughäfen und Stationen im Umland zurücklegen, allerdings zu festgelegten Zeiten. Für Inter-City-Verbindungen wird eine zukünftige Streckenlänge von 50-250 km angenommen. Weltweit laufen bereits Pilotprojekte, auch unter Beteiligung deutscher Branchenpioniere wie Lilium und Volocopter.

Einsatzfelder für Unternehmen

Während es für viele noch unvorstellbar ist, eines Tages in ein autonom fliegendes Flugtaxi zu steigen, ist der Einsatz von Drohnen zu logistischen Zwecken schon Realität. Auch für medizinische Transporte, Sicherheitskontrollen, Wartung und Vermessung bieten unbemannte Luftfahrtsysteme Anwendungsfelder. Die kommerzielle Drohnen-Nutzung nimmt zu und ihr Markt boomt. Im Jahr 2025 soll bereits jede dritte Drohne in Deutschland kommerziell genutzt werden, während dies zurzeit erst auf eine von neun Drohnen zutrifft.

Der steigende Anteil kommerziell genutzter Drohnen lässt sich auf die stetige Erweiterung der Anwendungsfelder zurückführen. Innovative elektrische Antriebs-, Batterie- und Sensortechnologien ermöglichen einen rasanten Fortschritt und passgenaue Drohnenlösungen. Diese entwickelt auch das Bielefelder Unternehmen Third Element Aviation. Neben der Drohnenherstellung sind hochspezialisierte Drohnen-Applikationen, die passgenau auf die Anforderungen der Kunden zugeschnitten sind, das Kerngeschäft des Unternehmens, das im Jahr 2017 von Marius Schröder und Benjamin Wiens gegründet wurde. Die beiden Gründer und CEOs der Firma beschreiben das Potenzial und den Mehrwert kommerziell eingesetzter Drohnen so: „Unbemannte Flugsysteme werden unser Leben massiv verändern. Neue Technologien und vor allem Automatisierung und Robotik erschließen die dritte Dimension – und das deutlich kostengünstiger und effizienter als Flugzeuge und Hubschrauber. Von der schnellen Zulieferlogistik über Vermisstensuche für Rettungskräfte bis zur vollautomatisieren Infrastrukturinspektion gibt es zahlreiche Anwendungen“.

Unternehmen, die sich grundsätzlich einen Einsatz von Drohnen zur Optimierung ihres Geschäftsbetriebes vorstellen können, aber nicht wissen, wo sie dabei ansetzen sollen und wie eine Umsetzung aussehen könnte, geben Marius Schröder und Benjamin Wiens folgenden Rat: „Viele Unternehmen beraten wir zunächst. Häufig finden wir gemeinsam Wege, wie man auch mit kleinen und einfacheren Lösungen starten kann, um erste Meilen zu sammeln und um dann schrittweise in die Umsetzung weiterer Anwendungen zu kommen. Dabei rechnet sich der Einsatz oft schon ab dem ersten Tag durch reduzierte Kosten, verbesserte Laufzeiten oder mehr Sicherheit“.

©Third Element Aviation

Mehr als eine neue Transportmöglichkeit

Es lohnt sich, den Blick von den konkreten Einsatzmöglichkeiten der Drohnen und Flugtaxis einmal darauf zu richten, was Urban Air Mobility vor dem Hintergrund gesellschaftlicher, ökonomischer und ökologischer Herausforderungen für Perspektiven bietet.

Als emissionsarmes und leises Verkehrsmittel bringen eVTOL ein großes Potenzial mit sich, um den aktuellen verkehrsbedingten Herausforderungen zu begegnen. Dabei dürfte die Schadstoff- und Lärmreduktion zu umweltfreundlicheren Emissionswerten im Verkehr beitragen. Beispielsweise sind eVTOL mit unter 60 dB deutlich leiser als vergleichbare Hubschrauber. Darüber hinaus kann die Entzerrung des Verkehrs, der insbesondere in Ballungszentren immer dichter wird und zu langen Staus führt, einen positiven Beitrag in ökologischer Hinsicht, aber auch in ökonomischer Hinsicht leisten. Denn die neuen Konzepte bringen eine Kosten- und Zeitersparnis mit sich. Das gilt für den Personentransport genauso wie für eilige Güter. Staus könnten überflogen werden oder entstehen erst gar nicht und Infrastrukturmaßnahmen für Luftfahrzeuge sind deutlich günstiger als beispielsweise der Bau eines neuen U-Bahn-Tunnels.

Zwar steckt in dem Begriff Urban Air Mobility das Wort „urban“ und der Schwerpunkt der damit verbundenen Entwicklungen wird für den städtischen Raum vorhergesagt. Allerdings spielt die Luftfahrt der Zukunft auch für periphere Räume eine Rolle. Die Anbindung dieser Gebiete an die Agglomerationsräume wird zukünftig mit zunehmenden Herausforderungen verbunden sein. Prognosen sagen für das Jahr 2030 einen Anteil der städtischen Bevölkerung in Deutschland von 78,9 % voraus. 2050 sollen es bereits 84,3 % sein. Dieser Trend erschwert die Anbindung ländlicher Räume an urbane Zentren und damit an Versorgungsstrukturen und Verkehrsknotenpunkte. Flugtaxen und Drohnen können dazu beitragen, diese sicherzustellen.

Auch gesellschaftliche Trends spiegeln sich in der Urban Air Mobility wider. Schnelllebigkeit, Individualisierung und hohe Anforderungen an die eigene Lebensqualität treffen bei Urban Air Mobility auf neue Umsetzungsmöglichkeiten. Individuelle On-Demand Transportangebote, die flexibel einsetzbar sind und auf direktem Weg zum Ziel führen, werden dem Wunsch nach kurzen Lieferzeiten und diversifizierter und spontan nutzbarer Mobilität gerecht. Durch die autonom fliegenden Transportmittel bietet Urban Air Mobility den Passagieren außerdem einen Gewinn an Komfort, da Fahrtwege stressfreier zurückgelegt werden können und die Zeit dabei für andere Aktivitäten genutzt werden kann.

Erfolgsfaktoren und Herausforderungen

Auch wenn Urban Air Mobility immer klarere Formen annimmt – bis wir das Auto stehen lassen, um zum Flughafen zu fliegen, und Güter überwiegend per Drohne geliefert werden, wird es noch Zeit brauchen. Viele Rahmenbedingungen müssen klargestellt oder gar neu geschaffen werden. Dabei sind vor allem Belange der Nutzenden, der Umwelt, der Infrastruktur und der öffentlichen Sicherheit relevant.

Neben dem Aufbau der entsprechenden Infrastruktur, die für den Betrieb der Drohnen und Flugtaxis notwendig ist, wird auch die Schaffung einer entsprechenden Gesetzeslandschaft großen Aufwand erfordern, schließlich entsteht hier eine ganz neue Art von Luftverkehr. Regelwerke für die Zulassung von neuen Luftfahrzeugen werden benötigt. Ebenso ist die Entwicklung von Normen notwendig, die den Luftverkehr im städtischen Raum regeln. Auch Datenschutzaspekte, eine mögliche Störung der Privatsphäre durch kamerabestückte Drohnen und mögliche Störwirkungen auf Tiere bedürfen einer Klärung durch gesetzliche Regelungen.

Zentraler Erfolgsfaktor der Urban Air Mobility ist die öffentliche Akzeptanz. Das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur betont in diversen Veröffentlichungen, dass das volle Potenzial nur ausgeschöpft werden könne, wenn die Bürgerinnen und Bürger vom Nutzen der neuen Technologie und ihrem sicheren Betrieb überzeugt würden. Expert*innen von Airbus betrachten einen weiteren Aspekt. Der Serienbetrieb von Flugtaxis dürfe die Kosten einer herkömmlichen Taxifahrt nicht übersteigen. Es dürfe kein „Spielzeug für Reiche“ werden, sondern müsse jedem als Transportform offenstehen. Nur so könne sich Urban Air Mobility etablieren, ohne als Fremdkörper wahrgenommen zu werden.

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